Akanthusgewächse


Akanthusgewächse

Barleria prionitis, Blütenstand mit für Acanthaceae typischen zygomorphen Blüten mit verwachsenen Blütenkronblättern.

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Akanthusgewächse
Wissenschaftlicher Name
Acanthaceae
Juss.

Die Akanthusgewächse (Acanthaceae), auch für Verwirrung sorgend Bärenklaugewächse genannt, sind eine Pflanzenfamilie innerhalb der Ordnung der Lippenblütlerartigen (Lamiales). Es ist eine überwiegend tropische Familie. Die namensgebende Gattung ist Akanthus (Acanthus).

Beschreibung

Zweige mit Laubblättern und Dornen von Anthacanthus nannophyllus.
Illustration von Aphelandra tetragona.

Erscheinungsbild und Laubblätter

Sie wachsen meistens als ausdauernde, selten einjährige krautige Pflanzen; es gibt es auch einige verholzende Taxa, dann sind es Halbsträucher, Sträucher oder selten kleine Bäume [1]. Die meisten Arten gedeihen terrestrisch, aber es gibt aber auch einige Epiphyten. Sie wachsen selbständig aufrecht, niederliegend oder kletternd, wenn es windende Pflanzen sind dann erfolgt dies in Uhrzeigersinn. Das Sekundäre Dickenwachstum geht von einem konventionellen Kambiumring aus. Bei Avicennia sind Luftwurzeln vorhanden. Die Stängel oder Zweige sind im Querschnitt stielrund oder kantig oft mit angeschwollenen Knoten (Nodien) [1]. Manchmal sind Dornen vorhanden, die sich aus reduzierten Laubblättern, Trag- oder Deckblättern entwickelt haben [1].

Die Laubblätter sind in grundständigen Rosetten oder gegenständig, selten wechselständig oder wirtelig, am Stängel verteilt angeordnet, dabei können die Blätter eines gegenüberstehenden Paares beide gleich (isophyll) oder unterschiedlich (anisophyll) sein. Die Blattspreiten sind meist einfach bis selten geteilt.[1] Die Blattnervatur ist fieder- und netznervig. Die Blattoberflächen können drüsig gepunktet sein. Die Blattränder sind glatt, gewellt, gekerbt, gezähnt oder gesägt. Nebenblätter sind nicht vorhanden [1].

Details der Blüten von Eranthemum pulchellum.
Fruchtstand mit Kapselfrüchten von Acanthus balcanicus.

Blütenstände und Blüten

Die Blüten stehen selten einzeln, meist zu mehreren in dichten Büscheln oder zu vielen in end- oder seitenständigen, ährigen, rispigen, traubigen, diachsial zymösen Blütenständen zusammen. Je Blüte oder diachsialen Bündeln ist ein je nach Art kleines und grünes oder großes und leuchtend gefärbtes Tragblatt vorhanden. Meist sind unter jeder Blüte zwei Deckblätter vorhanden, selten fehlen sie. Die Blüten sind gestielt oder ungestielt.[1]

Die zwittrigen Blüten sind meist fünfzählig und mehr oder weniger stark zygomorph. Die selten vier, meist fünf Kelchblätter sind mindestens an ihrer Basis verwachsen und endet in vier, fünf, zehn oder zwanzig Kelchzähnen; bei Thunbergia ist der Kelch zu einem ganzrandigen, becherförmigen Ring reduziert. Die Krone ist bei manchen Taxa durch eine 180º der Kronröhre resupinat. Die fünf Blütenkronblätter sind meistens zu einer zylindrischen oder trichterförmigen Kronröhre verwachsen. Die Kronlappen können fast gleich sein oder die Krone ist oft zweilippig, oder selten ist sie einlippig mit drei Kronlappen sein. Die Oberlippe kann fast ganzrandig bis zweilappig sein. Die Unterlippe ist dreilappig. Die Kronlappen können aufsteigend, abwärtsgerichtet löffelartig, gedreht oder offen in der Blütenknope sein. Die ursprünglich fünf sind immer auf vier oder zwei fertile Staubblätter reduziert; sie sind kürzer oder länger als die Kronröhre. Die Staubfäden sind frei oder paarweise verwachsen, nur bei Strobilanthes sind sie alle an ihrer Basis verwachsen. Die Staubbeutel besitzen ein oder zwei Theken und öffnen sich meist mit einem Längsschlitz. Es sind (null bis) zwei oder drei Staminodien vorhanden. Zwei Fruchtblätter sind zu einem zweifächerigen, oberständigen Fruchtknoten verwachsen. In zentralwinkelständiger Plazentation sind je Fruchtknotenfach zwei bis vielen Samenanlagen vorhanden. Es ist ein ringförmiger und nektarproduzierender Diskus an der Basis des Fruchtknotens vorhanden. Der dünne Griffel endet in einer trichterförmigen Narbe oder zwei Narbenästen, dabei kann einer oder beide zurückgekrümmt bis -gerollt, manchmal einer unterdrückt sein.[1] Die Bestäubung erfolgt durch Vögel (Ornithophilie) oder durch Insekten (Entomophilie), wobei der Bau der Blüten deutlich auf die Bestäuber abgestimmt ist.

Die Blütenformel lautet: K(53)C(54)A52G(2)_

Früchte und Samen

Die manchmal gestielten, loculicidalen Kapselfrüchte sind zweiklappig und schleudern explosiv die zwei, meist nur wenigen oder selten vielen Samen hinaus. Das Septum bleibt mit der inneren Wand der reifen Kapselfrucht verbunden oder separiert sich davon. Am oberen Ende der Früchte kann ein Schnabel vorhanden sein. Selten sind die Früchte steinfruchtartig. Die Oberfläche der Samen ist glatt, aufgeraut, kahl oder flaumig behaart, manchmal mit hygroskopischen Trichomen, die sich bei Feuchtigkeit ausdehnen.[1]

Inhaltsstoffe

Oft sind oft Zystolithen vorhanden (aber nicht beispielsweise bei Acanthus, Blepharis, Nelsonia, Ophiorrhiziphyllon, Staurogyne, Thunbergia), sie entstehen durch Akkumulation von Kieselsäure und Calciumcarbonat [2]. Die Samen enthalten fette Öle, Eiweiße und Reservecellulose, aber wohl keine Stärke [2]. Wichtige Inhaltsstoffe sind Polyphenole, ätherische Öle, Heteroside, nichtflüchtige isoprenoide Verbindungen und Alkaloide [2].

Namensgebende Gattung Akanthus (Acanthus): Acanthus mollis: Laubblätter und Blütenstände, die Blüten sind größtenteils von Hochblättern verdeckt.

Nutzung

Heilpflanzen

Einige Arten sind Heilpflanzen:

Das Glanzkölbchen (Aphelandra squarrosa), auch oft einfach wie die ganze Gattung Aphelandra) genannt, ist eine pflegeleichte Zimmerpflanze.
Die Schwarzäugige Susanne (Thunbergia alata) ist eine krautige Kletterpflanze.

Zierpflanzen

Es gibt in dieser Familie eine ganze Reihe von Gattungen mit einigen Arten, die sich als Zierpflanzen für Parks und Gärten, sowie als Zimmerpflanzen eignen [1]:

Als Aquarienpflanzen werden einige Arten aus der Gattung Wasserfreunde, auch Wasserwedel genannt (Hygrophila) verwendet.

Tierfutter

Als Nutzpflanze kann auch die südamerikanische Art Trichanthera gigantea genannt werden, die reichlich proteinhaltiges Tierfutter produziert und deswegen neuerdings auch in Asien verwendet wird.

Systematik

Die Familie der Acanthaceae wurde 1789 von Antoine Laurent de Jussieu unter dem Namen „Acanthi“ in Genera Plantarum, S. 102-103 [3] erstveröffentlicht. Typusgattung ist Acanthus L..[4] Synonyme für Acanthaceae Juss. sind: Avicenniaceae Miq., Justiciaceae Raf., Mendonciaceae Bremek., Meyeniaceae Sreem., Nelsoniaceae Sreem., Thunbergiaceae Lilja.[5]

Die Familie Akanthusgewächse (Acanthaceae) ist gegliedert in vier Unterfamilien [6] und 229 bis 250 Gattungen [5] mit etwa 3500 bis 4000 Arten:

  • Acanthoideae Link: Es sind meist krautige Pflanzen. Es sind meist auffällige Tragblätter vorhanden. Die Verbreitung ist weltweit - es gibt etwa zehn Gattungen in der Neuen Welt und etwa zehn Gattungen in der Alten Welt. Bei dieser Unterfamilie sind die Kapselfrüchte gestielt. Die Unterfamilie der Acanthoideae wird in sechs Tribus gegliedert und enthält etwa 217 bis 237 Gattungen mit etwa 3220 Arten.:
    • Tribus Acantheae: Die vier Staubblätter besitzen jeweils nur eine Theca. Mit etwa 20 bis 21 Gattungen und etwa 500 Arten [7]:
    • In der Alten Welt: Mit zweilippigen Kronen. Mit etwa zehn Gattungen:
    • In der Neuen Welt: Mit einlippiger Krone. Mit etwa zehn Gattungen:
    • Subtribus Diclipterinae Nees: Mit etwa neun Gattungen (Auswahl):
    • Subtribus Isoglossinae: Mit zehn Gattungen:
    • Alte Welt: Mit sechs Gattungen:
      • Brachystephanus Nees (inklusive Oreacanthus): Mit etwa 24 Arten im tropischen Afrika und Madagaskar.
      • Conocalyx Benoist: Mit nur einer Art in Madagaskar.
      • Forcipella Baill.: Mit fünf Arten in Madagaskar.
      • Isoglossa Oerst. (inklusive Strophacanthus Lindau): Mit etwa 50 Arten weitverbreitet in Afrika, Arabische Halbinsel, Madagaskar und Asien.
      • Populina Baill.: Mit nur zwei Arten in Madagaskar.
      • Ptyssiglottis T.Anderson: Mit etwa 33 Arten von Südostasien bis „Papuasien“.
    • Neue Welt: Mit vier Gattungen:
      • Kalbreyeriella Lindau: Mit drei Arten in Zentralamerika und Kolumbien.
      • Razisea Oerst.: Mit fünf Arten in Mexiko, Zentralamerika und Kolumbien.
      • Sphacanthus Benoist: Mit nur zwei Arten in Madagaskar.
      • Stenostephanus Nees (inklusive Cylindrosolenium Lindau, Habracanthus Nees, Hansteinia Oerst., Kalbreyeracanthus Wassh., Syringidium Lindau): Mit etwa 82 Arten von Mexiko bis Bolivien.
    • Nicht in die Subtribus eingeordnet:

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Yunfei Deng, Jia-qi Hu, Thomas F. Daniel, John Wood & John R. I. Wood: Acanthaceae. In: Flora of China Editorial Committee: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae. Volume 19. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-04-9, S. 369–378 (Acanthaceae - Online – Online-Text ist mit dem gedruckten Werk identisch).
  2. 2,0 2,1 2,2 R. Hegnauer: Chemotaxonomie der Pflanzen: Dicotyledoneae: Acanthaceae - Cyrillaceae, Band 3, S. 43-48.
  3. Antoine Laurent de Jussieu: Genera Plantarum, 1789, S. 102-103 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  4. Eintrag bei Tropicos.
  5. 5,0 5,1 Eintrag bei GRIN.
  6. Lucinda A. McDade, T. F. Daniel & C. A. Kiel: Toward a comprehensive understanding of phylogenetic relationships among lineages of Acanthaceae s.l. (Lamiales) in American Journal of Botany, 95(9), 2008, S. 1136–1152: PDF-Online.
  7. Lucinda A. McDade, T. F. Daniel, C. A. Kiel & K. Vollesen: Phylogenetic Relationships among Acantheae (Acanthaceae): Major Lineages Present Contrasting Patterns of Molecular Evolution and Morphological Differentiation. in Systematic Botany, 30 (4), 2005, S. 834–862. pdf.
  8. Lucinda A. McDade, T. Daniel, S. E. Masta & K. M. Riley: Phylogenetic relationships among the tribe Justicieae (Acanthaceae): Evidence from molecular sequences, morphology, and cytology. in Annals of the Missouri Botanical Garden 87 (4), 2000, S. 435-458.
  9. Mariette Manktelow, Lucinda A. McDade, Bengt Oxelman, Carol A. Furness & Mandy-Jane Balkwil: The Enigmatic Tribe Whitfieldieae (Acanthaceae): Delimitation and Phylogenetic Relationships Based on Molecular and Morphological Data in Systematic Botany, Volume 26 (1), 2001, S. 104–119.

Weblinks

Commons: Akanthusgewächse (Acanthaceae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien