Eilmarsch

Ein Eilmarsch (veraltet auch Gewaltmarsch genannt) ist ein militärischer Marsch mit hoher Geschwindigkeit, bei dem die Ruhezeiten teilweise bis ganz ausfallen. Die Durchführung eines Eilmarsches erfordert eine überdurchschnittliche physische Leistungsfähigkeit der Mannschaften. Für größere Abteilungen sind solche Märsche sehr anstrengend, wenn die tägliche Leistung für die Infanterie über 30 km, bei den anderen Waffengattungen über 40 km gesteigert wird. Die aus einem Eilmarsch resultierende Schwächung der Truppen kann aus militärischer Sicht durch den Nutzen aus dem schnellstmöglichen Erreichen des Zielpunktes gerechtfertigt sein.

Vergleichbare militärische Effekte lassen sich durch einen längeren Nachtmarsch erzielen.

Historische Anwendung des Eilmarsches

Unter einem Eilmarsch wird im militärhistorischen Sinn ein Marsch unter Einsatz von Muskelkraft verstanden - entweder ein Fußmarsch der Infanterie oder ein Gewaltritt der Kavallerie. Die Schwächung der Truppen bei einem Eilmarsch resultierte dabei aus:

  • verringerter physischer Kraft von Soldaten und Pferden durch Erschöpfung,
  • verringertem Leistungsvermögen durch Schlafmangel bei anhaltenden Tag- und Nachtmärschen,
  • Verringerung der Truppenstärke durch zurückbleibende Kranke und Nachzügler,
  • frühzeitige Abnützung des Materials, wie Schuhwerk und Hufeisen.

Durch unzweckmäßig geleitete und übertriebene Eilmärsche konnten Heeresteile vollständig kampfunfähig werden.

Bekannte historische Eilmärsche

Eilmärsche im Militär der Gegenwart

Als Beispiel für die Gegenwart -- wo Landkriege mit Eilmärschen der Fußtruppen nur mehr relativ selten vorkommen -- seien die Übungsmärsche in der modernen Schweizer Armee und der US-Army angeführt.

Die Schweizer Armee gibt gegenwärtig für bestimmte Truppenteile folgende Richtwerte vor:

  • 8 km-Eilmarsch im Tarnanzug mit Feldschuhen und 15 kg Gepäck in max. 58 Minuten
  • 25 km-Eilmarsch im Tarnanzug mit Feldschuhen und 25 kg Gepäck (Richtzeit: 3,5 h).

Der erstgenannte Marsch entspricht einem um etwa 60 % höheren Tempo als bei raschem Wandern, muss also mindestens zur Hälfte im Laufschritt durchgeführt werden. Der 25-km-Ausdauermarsch bedeutet eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,1 km/h und damit etwa 50 % schneller als bei einer 6-stündigen, sehr raschen Wanderung mit nur kurzen Pausen.

Die US Army führt zur Auswahl von Kandidaten für die Ausbildung am JFK Special Warfare Center das Programm Special Forces Assessment and Selection (SFAS) durch. Teil der Prüfung bilden Eilmärsche, u.a.:

Von den Anwärtern, die diesen Marsch in maximal 54 Minuten absolvierten, wurden 1990 vier Fünftel zur Ausbildung zugelassen.[4]

Andere Begriffsverwendungen

Daneben wird „Eilmarsch“ auch im übertragenen Sinne für eine schnelle – und meist überhastete – gesellschaftliche Entwicklung gebraucht, z. B. in der Metapher „Eilmarsch in den Überwachungsstaat“.

Einzelnachweise

  1. Peter Simkins: The First World War: The Western Front, 1914-1916. Osprey Publishing, 2002. In: The race to the sea, S. 34.
  2. In: Deutsche Rundschau, Jahrgang 37, Januar - Juni 1911. S. 146-147.
  3. Philip J Haythornthwaite: Napoleon's Commanders (1): C. 1792-1809. Osprey Publishing, 2001.
  4. Preparing for SFAS auf der Website von des United States Army Recruiting Command (USAREC) in Fort Knox, KY. (Abgerufen am 18. März 2012.)