Kardinalbarsche


Kardinalbarsche

Sonnenkardinalbarsche (Ostorhinchus aureus) und eine unbestimmte Kardinalbarschart in einer Höhle des Ningaloo Riffs

Systematik
Ctenosquamata
Acanthomorpha
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorpha)
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Familie: Kardinalbarsche
Wissenschaftlicher Name
Apogonidae
Bonaparte, 1846

Die Familie der Kardinalbarsche (Apogonidae) gehört zur Ordnung der Barschartigen und umfasst 20 Gattungen mit etwa 343 Arten. Die Familie besitzt eine weltweite Verbreitung in tropischen und subtropischen Meeren, meist in Fels- oder Korallenriffen, einige wenige auch im Brackwasser, die neun Arten der Gattung Glossamia nur in Süßgewässern Australiens und Neuguineas. Dabei bevorzugen die Korallenriffbewohner unter ihnen die geschützten Innenriffe und meiden die steilen Außenriffe. Im Mittelmeer lebt der Meerbarbenkönig (Apogon imberbis). Erst in jüngster Zeit sind Apogonichthyoides nigripinnis und Apogonichthyoides taeniatus durch den Suezkanal in das Mittelmeer eingewandert [1][2].

Merkmale

Kardinalbarsche sind kleine, drei bis 25 Zentimeter lang werdende und oft rötlich gefärbte Fische. Die meisten Arten bleiben kleiner als zehn Zentimeter. Ihr Maul ist protraktil (vorstülpbar) und leicht oberständig, die Augen in Anpassung an die Hauptaktivitätszeit in der Dämmerung bzw. in der Nacht groß. Die beiden Rückenflossen sind deutlich getrennt. Die Schuppen sind für gewöhnlich ctenoid (Kammschuppen), bei einigen Gruppen cycloid (Rundschuppen). Die Gattung Gymnapogon ist schuppenlos. Die Arten der Gattung Siphamia haben am Bauch gelegene Leuchtorgane.

Flossenformel: Dorsale VI-VIII/8-14, Anale II/8-18

Lebensweise

Kardinalbarsche sind vorwiegend dämmerungs- oder nachtaktive Schwarmfische und verstecken sich am Tag zwischen Steinkorallen, in Höhlen oder Spalten. Fast alle Kardinalbarsche ernähren sich von Zooplankton, einige Arten, wie der Wolfskardinalbarsch (Cheilodipterus artus) fressen auch größere Beute, wie kleine Fische. Wahrscheinlich sind alle Arten im männlichen Geschlecht Maulbrüter.

Äußere Systematik

Die Familie der Kardinalbarsche wurde innerhalb der Ordnung der Barschartigen (Perciformes) der Unterordnung der Echten Barsche (Percoidei) zugeordnet, einer Sammelgruppe, die nur ungenügend durch abgeleitete Merkmale definiert und mit Sicherheit nicht monophyletisch ist.

Die durch vergleichende DNA-Sequenzanalysen ermittelte Schwestergruppe der Kardinalbarsche sind die Glas- oder Beilfische (Pempheridae). Weitere näher verwandte Taxa sind die Grundelartigen (Gobioidei), die Kurter (Kurtoidei) und die Ponyfische (Leiognathidae). Für die fünf Taxa schlagen die Autoren der Studie eine neue Ordnung, die "Gobiiformes" (benannt nach der artenreichsten Familie, den Grundeln (Gobiidae)) vor. [3]

Beilfische wie Pempheris schomburgkii sind wahrscheinlich die nächsten Verwandten der Kardinalbarsche

Die wahrscheinlichen verwandtschaftlichen Verhältnisse gibt folgendes Kladogramm wieder.

  Gobiiformes   

  Apogonoidei  


 Kardinalbarsche (Apogonidae)


   

 Glas- oder Beilfische (Pempheridae)



   

 Pseudamia gelatinosa



   

 Grundelartige i.e.S. (Gobioidei)



   

 Kurter (Kurtoidei)


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Innere Systematik

Es gibt zwei Unterfamilien, über 25 Gattungen und etwa 350 Arten.

Apogon affinis
Apogon caudicinctus
Apogon coccineus
Doederleins Kardinalbarsch
(Apogon doederleini)
Meerbarbenkönige, die sich tagsüber in einer Höhle verbergen.
Apogon limenus
Apogon maculatus
Nackenfleck-Kardinalbarsch (Apogon notatus)
Apogon pseudomaculatus
Apogon semiornatus
Apogonichthyoides nigripinnis
Apogonichthyoides taeniatus
Archamia flavofasciata
Archamia lineolata
Astrapogon sp., Jungfisch
Wolfskardinalbarsch
(Cheilodipterus artus)
Cheilodipterus macrodon
Cheilodipterus quinquelineatus
Foa brachygramma
Fowleria variegata
Nectamia savayensis
Ostorhinchus angustatus
Sonnenkardinalbarsch (Ostorhinchus aureus)
Ostorhinchus cavitensis
Ostorhinchus cookii
Ostorhinchus cf. cyanosoma
Ostorhinchus nigrofasciatus
Ostorhinchus parvulus
Ostorhinchus urostigma
Pristiapogon fraenatus
Pristiapogon kallopterus
Banggai-Kardinalbarsch
(Pterapogon kauderni)
Rhabdamia cypselurus
Pyjama-Kardinalbarsch
(Sphaeramia nematoptera)
Gürtel-Kardinalbarsch
(Sphaeramia orbicularis)
Gymnapogon africanus

Fossilbefund

Fossiler Vertreter der Kardinalbarsche sind aus dem mittleren Eozän der norditalienische Monte Bolca-Formation, die aus Ablagerungen der Tethys entstand, bekannt. Eosphaeramia margaritae war hochrückig und ähnelt der rezenten Gattung Sphaeramia, Apogon spinosus gehört zu einer heute noch existierenden Gattung. Beide Fische wurden etwa 4 cm lang. [4]

Aquarienhaltung

Einige Arten, wie der Banggai-Kardinalbarsch (Pterapogon kauderni), der Pyjama-Kardinalbarsch (Sphaeramia nemanoptera) und der Fadenflossen-Kardinalbarsch (Zoramia leptacantha) sind beliebte Zierfische in der Meerwasseraquaristik. Das Aquarium sollte mit Höhlen und Unterständen eingerichtet sein, um ihr natürliches Biotop nachzuahmen. Die meisten Kardinalbarsche fressen nur Lebend- und Frostfutter. Von ihnen sind keine Übergriffe auf sessile Wirbellose zu befürchten.

Kardinalbarsche sind allerdings sehr transportempfindlich und sterben in großer Zahl beim Händler oder im Heimaquarium. Pterapogon kauderni lässt sich auch nachzüchten.

Einzelnachweise

  1. Apogonichthyoides nigripinnis auf Fishbase.org (englisch)
  2. Apogonichthyoides taeniatus auf Fishbase.org (englisch)
  3. Christine E. Thacker & Dawn M. Roje:Phylogeny of cardinalfishes (Teleostei: Gobiiformes: Apogonidae) and the evolution of visceral bioluminescence. Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 52, Issue 3, September 2009, Pages 735-745 doi:10.1016/j.ympev.2009.05.017
  4. K. A. Frickinger: Fossilien Atlas Fische, Mergus-Verlag, Melle, 1999, ISBN 3-88244-018-X

Literatur

  • Joseph S. Nelson: Fishes of the World, John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7
  • Kurt Fiedler: Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische. Gustav Fischer Verlag Jena, 1991, ISBN 3-334-00339-6
  • Hans A. Baensch, Robert Patzner: Mergus Meerwasser-Atlas Band 7 Perciformes (Barschartige), Mergus-Verlag, Melle, ISBN 3-88244-107-0
  • Rudie H. Kuiter, Helmut Debelius: Atlas der Meeresfische, Kosmos-Verlag, 2006, ISBN 3-440-09562-2
  • Ewald Lieske, R. F. Myers: Korallenfische der Welt, 1994, Jahr Verlag, ISBN 3-86132-112-2

Weblinks

Commons: Kardinalbarsche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Kardinalbarsche auf Fishbase.org (englisch)
  • Cardinalfishes by G.R. Allen online in K.E. Carpenter, V.H. Niem: FAO species identification guide for fishery purposes. The living marine resources of the Western Central Pacific..